Die folgende Kurzgeschichte entstand als Monatsaufgabe von Instagram. Es ist eine Verschmelzung zweier Aufgaben.
Aufgabe Eins lautete: Halloween.
Aufgabe Zwei lautete: Nacht.
Ich habe mir erlaubt, beide Aufgaben in einer Geschichte zu verschmelzen.
„Gute Nacht, Papa!“
„Gute Nacht, mein Schatz. Träum was Schönes.“ Tom gab seinem Sohn einen Kuss auf die Stirn und schaltete das Licht aus. Kurz bevor er das Kinderzimmer verließ, drehte er sich noch einmal um und schaute zu seinem Sohn, dessen Augen bereits begannen klein zu werden. Die Tür fiel ins Schloss und zwei Hände umschlossen seine Hüften. Seine Frau stand hinter ihm und flüsterte ihm ins Ohr.
„Kommst du auch mit ins Bett?“ Tom drehte sich um und küsste seine Frau. Er war müde, denn es war ein langer Arbeitstag gewesen, also nahm er das Angebot an und sie begaben sich gemeinsam zu Bett.
Tom wusste nicht wie lang er geschlafen hatte, doch als er aufwachte war es noch dunkel. Er fühlte sich beobachtet und wollte sich umsehen, doch als er versuchte, seinen Kopf zu heben, schaffte er es nicht. Er versuchte seinen Arm zu bewegen um seine Frau zu wecken, doch auch das konnte er nicht tun. Panik begann in ihm aufzusteigen. Er wusste nicht, was mit ihm los war, doch er versuchte immer mehr sich zu bewegen, doch sein Körper gehorchte ihm nicht. Einzig und allein seine Augen taten das, was er wollte. Er versuchte in dem dunklen Raum etwas zu erkennen und da sah er sie. In der Ecke des Schlafzimmers waren zwei leuchtend rote Augen, die ihn unentwegt anstarrten. Irgendjemand, oder irgendetwas, war hier. Tom spürte wie er Gänsehaut bekam, doch er konnte sich immer noch nicht bewegen. Er wollte schreien, um Hilfe rufen, doch auch das war für ihn unmöglich. Das Wesen in der Ecke beobachtete ihn. Es schien auf etwas zu warten, doch Tom wusste nicht worauf. Er schloss die Augen, um die des Wesens nicht mehr sehen zu müssen und irgendwann schlief er wieder ein.
Am nächsten Morgen hatte er fast vergessen was geschehen war. Nur diese roten Augen hatten sich in sein Gedächtnis gebrannt. Waren sie echt? Oder hatte er sich das nur eingebildet? Hatte er das vielleicht nur geträumt? Als sein Sohn ein Messer mit Marmelade fallen ließ, riss ihn das aus seinen Gedanken und für den Rest des Tages dachte er nicht mehr an das nächtliche Ereignis. Erst als er am Abend im Bett neben seiner Frau lag, kam die Erinnerung. Er dachte darüber nach, was passiert war und er fragte sich, ob das wirklich nur ein Traum gewesen war. Er hörte seine Frau neben sich atmen und wusste, dass sie bereits tief und fest schlief. Er hatte ihr nichts erzählt, denn sie machte sich immer so schnell Sorgen um alles und jeden. Er wollte sie nicht beunruhigen. Irgendwann überkam ihn die Müdigkeit und er schlief ein.
Tom wachte auf, da er erneut das Gefühl hatte, beobachtet zu werden. Er wollte aufstehen, doch sein Körper blieb regungslos liegen. Er schaute zum Fußende des Bettes und was er dort sah, ließ sein Blut in seinen Adern gefrieren. Da stand das Wesen mit den roten Augen. Ein schemenhafter Schatten stand direkt zu seinen Füßen und eine unangenehme Kälte kribbelte in seinen Füßen und begann, seine Beine empor zu kriechen. Er schloss seine Augen und in seinem Kopf begann er sich ein und das selbe Mantra immer und immer wieder zu sagen. „Das ist nur ein Traum. Das ist nur ein Traum.“ Es schien zu helfen, denn Tom schlief wieder ein.
Am nächsten Morgen entschied er sich das Internet zurate zu ziehen. Im World Wide Web konnte er mit Sicherheit fündig werden und tatsächlich dauerte es nicht lang, bis er etwas herausfinden konnte. Er schien etwas zu erleben, das man Schlafparalyse nannte. Anscheinend sei dies ein Zustand zwischen Schlaf und Wachzustand. Das Bewusstsein wäre dabei gerade wach genug, dass man seine Umgebung wahrnehmen würde, doch der Körper befände sich noch im Tiefschlaf. Das klang einleuchtend, denn Tom hatte genau die beschriebenen Symptome. Was ihm auffiel war, dass viele Leute berichteten, dass sie während dieser Paralyse einen Schatten beobachten konnten, der sich in ihrem Zimmer befand. Die Experten führten dies darauf zurück, dass das Gehirn zwar nicht mehr im Tiefschlaf war, doch zumindest noch nicht vollkommen wach, weshalb es zu halluzinationsartigen Ereignissen kommen konnte. Das beruhigte Tom, doch auf der anderen Seite machte es ihn noch unruhiger, denn niemand berichtete davon, dass der Schatten rot leuchtende Augen gehabt hätte. Dennoch dachte er sich nichts mehr dabei. Als es Zeit war ins Bett zu gehen, lag Tom noch sehr lang wach. Er wusste nicht, ob er nicht müde war, oder einfach nur Angst vor der Nacht hatte, doch letztendlich gewann die Müdigkeit und er schlief ein.
Tom wachte auf, denn er hatte Probleme zu atmen. Sein Körper war wieder wie gelähmt und es fühlte sich an, als ob ihm irgendetwas die Luft abschnüren würde. Als er die Augen öffnete, sah er, dass der Schatten mehr Gestalt angenommen hatte und direkt auf seiner Brust saß. Er blickte in die roten Augen des Wesens und ihm wurde schlagartig kalt. Panik begann erneut seinen Geist zu beherrschen, doch er begann sich an das Gelesene zu erinnern. „Bei Schlafparalyse einfach die Augen zu machen, dann schläft man einfach wieder ein.“ Er schloss die Augen und sagte sich selbst, dass das alles nur Einbildung wäre. Es fiel ihm jedoch schwer das zu glauben, denn der Druck auf seiner Brust und die Kälte in seinem Körper fühlten sich verdammt real an. Dennoch schaffte er es irgendwann wieder einzuschlafen.
Der nächste Tag war anstrengend. Tom hatte außerordentlich schlecht geschlafen und er hatte Angst vor der nächsten Nacht. Nachdem er seinen Sohn ins Bett gebracht hatte, fragte ihn seine Frau erneut, ob er mit ihr mitkommen würde, doch er lehnte ab. Er wollte noch nicht schlafen, denn das würde bedeuten, dass er vielleicht wieder dem Wesen begegnen würde. Er entschloss sich dazu den Fernseher einzuschalten und schaute irgendwelche Filme, ohne wirklich viel davon mitzubekommen. Er war in Gedanken versunken, als ein markerschütternder Schrei aus dem Kinderzimmer kam.
„PAPAAAA!“ Tom sprang vom Sofa auf und rannte zu seinem Sohn, der ihn mit großen Augen anstarrte. Er saß aufrecht im Bett und hatte die Bettdecke bis zum Hals hochgezogen.
„Was ist passiert?“ Tom zitterte, denn er hatte sich erschrocken.
„Papa, da ist ein Monster unter meinem Bett.“ Tom entspannte sich. Er setzte sich zu seinem Sohn und streichelte ihm durch die Haare.
„Da ist ganz bestimmt kein Monster, aber wenn du möchtest, dann kann Papa gerne mal nachsehen.“ Die großen Kinderaugen fixierten ihn und ließen ihn nicht los als er sich hinkniete, um unter das Bett zu schauen. Was er dort sah, ließ jedoch sämtliche Wärme aus seinem Körper schlagartig entweichen und sein Magen zog sich zusammen.
„Papa, ich hab Angst.“ Unter dem Bett versteckte sich sein Sohn. Wie war das möglich? Er hatte doch gerade noch mit dem Kind gesprochen, das im Bett saß. Wenn sein Sohn nun unter dem Bett lag und sich versteckte, was war dann in seinem Bett? Tom hob langsam den Körper und als er zu seinem vermeintlichen Sohn auf dem Bett schauen wollte, schaute er in die roten Augen eines dunklen, schwarzen Schattens. Die Augen waren nur Zentimeter von Toms Gesicht entfernt. Tom wollte schreien, doch es kam nur ein blubbernder Laut aus seiner Kehle, in die der Schatten soeben seine rasiermesserscharfen Zähne geschlagen hatte. Tom fiel zu Boden und sah in das verängstigte Gesicht seines Sohnes. Blut floss aus seiner aufgerissenen Kehle und das Letzte was er sah, war, wie sein Sohn von dem Schatten an den Füßen unter dem Bett hervorgezogen wurde. Er hörte seinen Sohn schreien, bis auch er verstummte. Dann wurde alles um ihn herum schwarz.
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