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Der Fluch der Pharaonin

Diese Kurzgeschichte war für einen Wettbewerb des Talawah Verlages. Thema des Wettbewerbes war: "Mumien"



Travis war es nicht gewohnt, auf einem Kamel zu reiten. Es wäre ihm lieber gewesen, er hätte in einem klimatisierten Wagen fahren können, doch das Wüstengelände erlaubte es nicht. Er hatte also keine andere Wahl, und so zog die Karawane durch die Wüste. Travis war Archäologe und zusammen mit seinem Team, versuchte er das Grab einer Ägyptischen Pharaonin zu finden.
„Was hast du nochmal gesagt, wieso Iserets Grab hier draußen in der Wüste sein muss anstatt in einer der bekannten Pyramiden? Sie war doch Pharaonin.“ Dr. Richard White machte sich gar nicht erst die Mühe, seine schlechte Laune zu verbergen. Er war eine typische Laborratte, und als wissenschaftlicher Berater des Teams dafür zuständig, eine eventuell gefundene Mumie zu untersuchen.
„Wie oft soll er dir das noch erzählen Richie?“ Sarah Hudson war die Übersetzerin. Sie sprach fließend Arabisch und war ebenfalls fähig Hieroglyphen zu lesen. „Sie wurde von ihrem Volk vergessen.“
„Ich weiß, aber ich würde gern nochmal von Parker hören, wieso er uns in die gottverdammte Wüste schleifen muss.“ Dr. White’s Kamel wurde unruhig und einer der Ägypter, die sie begleiteten, musste es beruhigen, bevor es ihn abwerfen konnte. Travis seufzte kurz, doch letztendlich erklärte er es zum gefühlten Hundertsten mal.
„Pharaonin Iseret wurde von ihrem Nachfolger, Pharao Sepuntepet, der Hexerei bezichtigt und deshalb aus sämtlichen Aufzeichnungen verbannt.“
„Das heißt, wir wissen noch nicht einmal, ob diese Pharaonin überhaupt je existiert hat?“ Dr. White ging Travis wirklich auf die Nerven, doch er war der Beste, den er für diesen Job finden konnte. Tatsächlich war es die Existenz der Pharaonin, die sein Team überhaupt erst beweisen wollte.
„Tatsächlich gibt es keine historischen Beweise, auf die wir uns stützen können.“ Dr. Casper Grant war ein kleiner, untersetzter Brite. Es war ein Wunder, dass er es überhaupt erst auf sein Kamel geschafft hatte, geschweige denn, dass er drauf sitzen bleiben konnte. Er hatte schweres Asthma und seitdem sie Kairo verlassen hatten, war immer häufiger das Zischen seines Asthmasprays zu hören gewesen. Er wäre wahrscheinlich genauso,
wie Dr. White, in einem sterilen Labor besser aufgehoben gewesen. Travis hatte jedoch darauf bestanden, dass er sie begleitete. Er kannte keinen besseren Historiker, der sich mit genau der Epoche des alten Ägyptens auskannte, nach der sie suchten, als Dr. Grant. „Allerdings wurde schon immer, aufgrund der fehlenden Aufzeichnungen aus dieser Zeit vermutet, dass Pharaonin Iseret existiert hat und aus der Geschichte Ägyptens gestrichen wurde. Zumindest wissen wir aus anderen Kulturen, dass zu dieser Zeit von einer Pharaonin statt eines Pharaos die Rede ist.“
„Außerdem hat uns Kareem davon erzählt, dass es in der Wüste einen verbotenen Ort gibt, da er verflucht sein soll. Das würde zu dem Vorwurf der Hexerei passen.“ Tatsächlich war Kareem, ihr ägyptischer Kontaktmann, die einzige Spur, die Travis seit langem hatte. Er suchte bereits seit drei Jahren nach Spuren der verstoßenen Pharaonin, doch seine Investoren wurden langsam ungeduldig. Er hatte nichts vorzuweisen, außer einigen Spekulationen und Gerüchten. Als Kareem auftauchte und ihnen von diesem verbotenen Ort erzählte, setzte er alles auf eine Karte. Das war auch der Grund, wieso er von Dr. White so genervt war. Er wusste, dass sie die Nadel im Heuhaufen suchten, doch wollte er nicht die ganze Zeit daran erinnert werden. In einem letzten Akt der Verzweiflung hatte er seine Investoren überzeugen können, eine letzte Expedition zu bezahlen, weshalb sie nun auf Kamelen, begleitet von einigen angeheuerten ägyptischen Arbeitern, durch die Wüste ritten. Plötzlich blieben Kareem und die anderen Ägypter stehen.
„Was ist los? Wieso gehen sie nicht weiter?“ Dr.White war mehr als irritiert. Sie standen mitten im Nirgendwo. Überall um sie herum war nichts weiter, als Sand. Lediglich eine kleine Felswand war zwischen einigen der Dünen zu erkennen. Sarah ritt zu Kareem, und fragte ihn, was das Problem war. Sie kam zurück zu Travis und den anderen, und erzählte ihnen, was Kareem gesagt hatte.
„Sie wollen nicht weiter reiten, da sie nicht weiter zu diesem verfluchten Ort gehen wollen. Kareem meinte, dass einigen der Männer bereits unwohl ist, da sie so nah an diesem verbotenen Ort sind.“ Sie zeigte auf die kaum sichtbare Felswand. Tatsächlich verhielten sich die Ägypter seltsam.

„Ok, sag ihnen, dass sie hier das Lager aufbauen sollen. Ich werde mir inzwischen diese Felswand etwas genauer ansehen.“ Travis hielt das Gerede von einem Fluch für nichts weiter, als Aberglaube. Sollten seine Arbeiter ruhig im Lager bleiben. Solang sie ihre Arbeit machten, und ihn in Ruhe ließen, war ihm das Recht. Er sah, wie Sarah Kareem die Anweisungen gab und dieser seine Landsleute zur Arbeit anwies. Dr. White und Dr. Grant hatten sich inzwischen in den Wüstensand gesetzt und schauten den Ägyptern bei ihrer Arbeit zu. Travis ritt mit seinem Kamel zu der Felswand, und wollte vor Freude fast aufschreien. Es war nicht nur eine einfache Felsformation, sondern als er näher kam, konnte er erkennen, dass es sich um eine künstlich angelegte Wand handelte. Die Hieroglyphen waren, durch den Sand und die Sonne, kaum noch zu erkennen, doch der Eingang war unverkennbar. Travis konnte es kaum glauben. Er hatte tatsächlich eine alte, ägyptische Grabstätte gefunden. Nun musste er nur noch hoffen, dass sich darin auch die Mumie der Pharaonin Iseret befand. Nachdem er sich alles genau angesehen hatte, ritt er zum Basislager zurück. Er ging zu seinem Team, welche sich nun bei einigen Zelten befanden, und einige Geräte, wie ein Mikrospkop oder eine Zentrifuge auspackten und an ihre Plätze stellten.
„Hey! Hört mal kurz zu.“ Die drei Teammitglieder hörten auf, die Geräte zu verstauen und sahen zu Travis. „Ich war bei dieser Felswand. Das ist kein einfacher Fels, sondern die Mauer eines von Menschen angelegten Grabes. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir darin das finden werden, weswegen wir gekommen sind.“
„Na das möchte ich hoffen. Ich möchte nicht umsonst auf diesem ekelhaften Tier geritten sein.“ Dr.White zeigte auf sein Kamel. Sarah schüttelte nur den Kopf und Dr. Grant nahm einen erneuten Zug an seinem Asthmaspray.
Kurz nach Einbruch der Nacht sammelte Travis sein Team, und führte sie zu dem Eingang des vermeintlichen Grabes. Der Schein der Taschenlampen war das einzige, was die Dunkelheit der Nacht durchbrach. „Kann mir vielleicht mal jemand erklären, wieso wir mitten in der Nacht zu diesem Grab aufbrechen müssen?“ Dr.White war wie immer unzufrieden. Travis konnte es ihm zwar nicht verübeln, da er sie aus dem Bett geworfen hatte, doch letztendlich war es ihm egal.
„Weil ich nicht möchte, dass unsere ägyptischen Arbeiter versuchen uns daran zu hindern ihren verfluchten Ort zu schänden.“
„Aber der da ist doch auch hier.“ Dr. White zeigte wild gestikulierend auf Kareem, der es nur mit einem mürrischen Blick zur Kenntnis nahm.
„Der da, ist allerdings auch nicht so abergläubisch, wie seine Landsleute.“ Damit war das Gespräch für Travis beendet. Nach seinem Studium war er mit vollem Eifer nach Kairo geflogen, um das Mysterium der verschollenen Pharaonin zu lösen. Dies war seine letzte Chance um Anerkennung in der Welt der Archäologie zu erlangen. Das würde er sich garantiert nicht durch einen nörgelnden Wissenschaftler vermiesen lassen. Als sie die Tür erreichten versuchte Sarah die Hieroglyphen zu lesen, doch auch sie musste erkennen, dass sie zu abgenutzt waren, um zu erkennen, was genau dort geschrieben stand. Das einzige, das sie erkennen konnten, war, dass hier definitiv eine antike, ägyptische Grabstätte sein musste.
„Kareem, helfen sie mir kurz!“ Travis und Kareem stemmten sich mit aller Gewalt gegen die alte Tür der Grabstätte. Langsam und mit ziemlich viel aufwirbelndem Staub und Sand, begann sich die Tür zu öffnen. Dahinter offenbarte sich ein Gang, der sie tiefer in die Grabstätte hinab führte.
„Na hoffentlich sind dort unten keine Skorpione oder Schlangen. Ich hasse diese Viecher“ Sarah war die erste, die den Gang betrat. Dr. Grant nahm einen tiefen Zug aus seinem Asthmaspray und betrat ebenfalls den Gang, dicht gefolgt von Travis und Kareem.
Dr. White folgte ihnen als letzter, nicht ohne dabei jeden Schritt mit einer Beschwerde zu kommentieren. Als sie am Ende des Ganges angekommen waren, führten sie zwei Wege jeweils nach links und rechts.
„Wo sollen wir hingehen?“ Dr. Grant schaute zu Travis, der gerade in einen der Gänge hinein leuchtete.
„Wenn dieses Grab genauso aufgebaut ist, wie die Pyramiden, dann müssen wir dort entlang.“ Travis übernahm nun die Führung und führte die Gruppe tiefer in das Grab hinein. An den Wänden waren nun erneut Hieroglyphen zu sehen, doch diesmal waren sie besser lesbar. Sie machten eine kurze Pause, damit Sarah übersetzen konnte, was dort stand.
„Das scheinen Listen zu sein, über die Grabbeigaben, die hier beigelegt wurden.“
„Zumindest scheint Sepuntepet die heiligen Riten geehrt zu haben, bevor er jegliche Erinnerung an Iseret ausgelöscht hat.“ Travis ging weiter und die Gruppe folgte ihm. Sie erreichten eine weitere Tür, von der Travis vermutete, dass dahinter die Grabkammer liegen musste. Ihnen fiel jedoch auf, dass seltsamerweise Hieroglyphen direkt auf der Tür angebracht waren. Das war ungewöhnlich. Sarah machte sich sofort daran sie zu übersetzen.
„Hinter dieser Tür liegt Iseret, die Hexe.“ Travis‘ Herz begann zu hüpfen. Er hatte tatsächlich das Grab von Iseret gefunden. Sarah fuhr jedoch mit der Übersetzung fort. „Seid gewarnt, denn auf diesem Grab liegt ein Fluch. Der große Gott Anubis wird über all jene richten, die es zu öffnen versuchen. Auf Erden sei er ausgestoßen und sein Name sei ausgelöscht aus allen Büchern. Der Tod soll auf schnellen Schwingen zu jenen kommen, die die Hexe aus ihrem Gefängnis befreien.“
„Das klingt gar nicht gut.“ Dr. Grant nahm einen großen Zug aus seinem Asthmaspray. Auch Sarah war blass geworden. Travis hingegen winkte einfach nur ab.
„Das sind doch nur Sprüche, um Grabräuber davon abzuhalten, das Grab zu plündern. Was soll das überhaupt bedeuten, auf Erden sei er ausgestoßen. Helft mir lieber kurz.“ Travis versuchte die Tür zu öffnen. Nachdem sie kurz gezögert hatten, halfen die anderen dabei und gemeinsam schafften sie es, auch diese Tür zu öffnen. Sie traten in einen Raum, der übersät war mit antiken Schätzen. Dr. Grant begann sofort einige der Schätze zu untersuchen. Travis Aufmerksamkeit lag jedoch auf dem steinernen Sarkophag in der Mitte des Raumes. Langsam, fast ehrfürchtig ging er darauf zu. Der Sarkophag war, anders als für Pharaonen üblich, vollkommen schmucklos. Es war einfach nur ein langweiliger, rechteckiger Kasten aus Stein, auf dem eine schwere Steinplatte lag, um ihn zu versiegeln. Travis konnte nicht anders, als zu bemerken, wie deplatziert er in diesem Meer aus Schätzen wirkte.
„Unglaublich! Das hier sind wirklich Münzen aus der Zeit, von Iseret. Ihr Portrait ist in diese Münzen geprägt.“ Dr. Grant war genauso begeistert, wie Travis. Kareem und Dr. White standen neben ihm und schauten mit großen Augen auf die Reichtümer vor ihnen.
„Das scheint der persönliche Schatz von Iseret zu sein. Er wurde hier zusammen mit ihr eingesperrt, damit ihr im Nachleben zwar die gebührenden Mittel zur Verfügung stehen, aber auch, weil sie ihren verfluchten Schatz aus Angst nicht einschmelzen und neu verwenden wollten. Zumindest steht das hier.“ Sarah hatte sich die Inschriften an den Wänden angesehen, doch Travis lenkte ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes. Er stand nun direkt vor dem Sarkophag und sah, dass ungewöhnlicherweise Hieroglyphen darauf geschrieben worden waren.
„Sarah, was steht da?“ Sarah kam zu ihm und schaute sich die Hieroglyphen an. Sie bekam für einen kurzen Moment Gänsehaut, bevor sie die Hieroglyphen übersetzte.
„Da steht, dass wir umkehren sollen. Travis ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache.“
„Schwachsinn! Darauf habe ich monatelang hingearbeitet.“ Travis legte seine Hände an die Steinplatte und begann sie herunter zu schieben. Kareem kam ihm zu Hilfe. Nachdem sie die Steinplatte ein gutes Stück geschoben hatten, rutschte sie seitlich am Sarkophag hinunter und legte den Blick auf eine Mumie frei. Travis bekam Gänsehaut, als er endlich die Mumie von Pharaonin Iseret vor sich liegen sah. Alles wofür er gearbeitet hatte, hatte sich in diesem Moment ausgezahlt. Alle fünf Mitglieder der Gruppe standen nun um den Sarkophag und bestaunten die Mumie. Niemand sagte ein Wort. Travis hörte lediglich ein leises Flüstern.
„Hast du was gesagt?“ Irritiert schaute er zu Sarah, die direkt neben ihm stand. Die war jedoch genauso verwirrt und schüttelte mit dem Kopf. „Komisch, dann hab ich mir das wohl nur eingebildet.“
„Also um genaue Daten zu bekommen, müssen wir die Mumie zuerst ins Lager bringen, wo ich sie richtig untersuchen kann. Ich kann allerdings bereits sagen, dass es sich definitiv um eine weibliche Leiche handelt. Aufgrund des Aussehens und der Tatsache, dass wortwörtlich überall ihr Name steht, gehe ich stark davon aus, dass dies hier wirklich unsere gesuchte Pharaonin ist. Genaueres kann ich allerdings erst in meinem Labor sagen.“ Dr. White war bereits wieder auf dem Weg zum Ausgang. Travis und Kareem hoben die Mumie aus ihrem Sarkophag und gemeinsam machte sich die Gruppe auf den Rückweg in ihr Basislager.



Am nächsten Morgen wurde Travis durch das laute Geschrei von Dr. White geweckt. Noch im Halbschlaf verließ er sein Zelt und sah, wie Dr. White mit einigen der Ägyptern stritt.
„Was ist hier los?“ Travis musste gähnen und rieb sich die Augen. Dr. White hingegen war stinksauer.
„Was hier los ist? Diese abergläubischen Spinner wollen mich Ihre Mumie nicht untersuchen lassen, das ist los!“ Dr.White’s Finger bohrte sich in Travis‘ Brustkorb und die Kamele begannen, durch das ganze Geschrei, unruhig zu werden. Sarah war inzwischen bei den Arbeitern und sprach mit ihnen. Sie kam zu Travis und erzählte ihm, was das Problem war.
„Sie sagen, wir hätten uns den Zorn der alten Götter aufgeladen, da wir diesen verfluchten Ort geschändet hätten. Sie versuchten jetzt, um Vergebung für ihre Seelen zu bitten, indem sie uns daran hindern, die Mumie noch mehr zu schänden, wie sie es bezeichnen.“
„SCHÄNDEN? Ich schände sie nicht, ich untersuche sie! Bringt diesen Affen doch endlich mal diesen Unterschied bei!“ Travis versuchte Dr. White zu beruhigen, doch der regte sich nur noch mehr auf. Die Kamele wurden dadurch nur noch unruhiger. „Ich muss mir das nicht länger antun. Bringen Sie diese Horde Affen unter Kontrolle und bringen Sie ihre Mumie in mein Labor in Kairo, wenn Sie meine Dienste weiter in Anspruch nehmen wollen.“ Wutentbrannt ging Dr. White zu den Kamelen. Scheinbar wollte er eines besteigen, um zurück nach Kairo zu reiten, doch sein Kamel begann wild zu werden. Travis hörte wieder ein Flüstern und er bekam Gänsehaut. Kareem wollte dem Doktor helfen das Kamel unter Kontrolle zu bringen, doch er kam zu spät. Sie konnten nur zusehen, wie das Kamel mit einem seiner Hinterbeine zutrat und Dr. White mit voller Wucht am Kopf traf. Der fiel zu Boden und blieb regungslos liegen. Kareem und einige andere Ägypter hielten das Kamel fest, während Dr. Grant und Sarah versuchten Dr. White zu helfen. Geschockt, von dem was gerade passiert war, konnte Travis nur stehen bleiben und zusehen. Sein Herz blieb für eine Sekunde stehen, als er Sarah traurig den Kopf schütteln sah, nachdem sie nach Dr. White’s Puls gesucht hatte.

Sie saßen auf einer der provisorischen Bänke, die im Lager aufgestellt waren. Die Kamele hatten sich beruhigt und Dr. White wurde von den Ägyptern in ein Zelt gebracht, wo seine Leiche verstaut werden sollte, bis man ihn transportfähig machen konnte. Dr. Grant hatte seit dem Vorfall vermehrt mit Asthmaattacken zu kämpfen und sein Spray war fast dauerhaft im Einsatz.
„Ich kann es nicht fassen.“ Sarah war diejenige, die die Stille durchbrach. „Der Fluch. Er ist real.“
„So ein Schwachsinn.“ Travis konnte nicht anders, als ihr zu widersprechen. „Diesen Fluch gibt es nicht.“
„Travis! Dr. White ist tot!“ Sarah stand auf. Man konnte ihr ansehen, dass sie das Geschehene ziemlich mitgenommen hatte.
„Ich weiß! Ein bedauerlicher Unfall, nichts weiter.“ Travis war sich sicher, dass es diesen Fluch nicht gab. Dr. White hatte schon die ganze Zeit Probleme mit den Kamelen gehabt. Er hatte sich schon gefragt, wann der Doktor mal abgeworfen würde. Dass er gleich den Schädel zertrümmert bekam, hatte Travis jedoch nicht erwartet.
„Einen bedauerlichen Unfall nennst du das? Sein kompletter Schädel wurde zertrümmert!“ Sarah hatte sich nun vollkommen vor Travis aufgebaut. Dr. Grant begann zu hyperventilieren und suchte nach seinem Asthmaspray. Travis hörte erneut ein Flüstern. Er hatte das Gefühl, dass es aus dem Zelt kam, in welchem die Mumie von Pharaonin Iseret lag. Er schüttelte den Kopf. Das hatte er sich mit Sicherheit nur eingebildet. Das Flüstern wurde lauter, doch noch immer konnte er nichts verstehen, dafür sah er den Skorpion, neben Sarahs Bein.
„Pass auf!“ Er sprang auf, um Sarah zur Seite zu schubsen, doch es war zu spät. Der Skorpion stach zu und Sarah schrie auf, vor Schmerz. Der Skorpion verschwand im Sand und Sarah fiel zu Boden. Sie begann zu zittern und ihre Hände verkrampften sich.
„Kareem! Schnell, ich brauche Hilfe!“ Kareem kam angerannt, doch es schien zu spät zu sein. Sarah hatte begonnen ihre Augen zu verdrehen, und bekam Schaum vorm Mund. Kareem suchte in den Notfallkoffern nach irgendetwas, das ihnen helfen konnte, doch es war zu spät. Sarah Hudson starb in den Armen von Travis Parker. Das Flüstern wurde noch lauter. Travis schaute erneut zu dem Zelt, in dem die Mumie lag. Er war sich nicht mehr so sicher, ob das Flüstern nicht doch aus dem Zelt kam. Er wurde jedoch aus seinen Gedanken gerissen, als Kareem ihn rief. Dr. Grant hatte massive Probleme zu Atmen. Er versuchte fieberhaft sein Asthmaspray zu bedienen, doch das schien nicht zu funktionieren. Travis stand auf, doch musste er sich festhalten. Ihm war schwindelig geworden und das Flüstern in seinem Kopf war nun so laut, dass er sich fragte, warum niemand sonst es hören konnte. Kareem versuchte verzweifelt ein weiteres Asthmaspray zu finden, doch er fand nichts. Die anderen Ägypter sattelten inzwischen die Kamele und ritten davon. Scheinbar hatten sie Angst vor dem Fluch. Travis konnte es ihnen nicht mehr übel nehmen. Er glaubte nun auch nicht mehr daran, dass das alles Zufall war. Dr. Grant war inzwischen komplett blau angelaufen und konnte sich kaum noch aufrecht halten. Kareem versuchte immer noch ihm zu helfen, doch Travis wusste, dass es zu spät war. Er packte Kareem und zeigte auf das Zelt, in dem die Mumie lag. Kareem verstand ihn und sie ließen den sterbenden Dr. Grant zurück. Sie luden die Mumie auf eines der zurückgelassenen Kamele und ritten zurück zum Grab. Das Flüstern in Travis Kopf war mittlerweile so laut geworden, dass er dachte, ein Flugzeug würde darin starten. Als sie das Grab erreichten, luden sie die Mumie von dem Kamel und betraten das Grab erneut. Travis hoffte, dass der Fluch aufhören würde, wenn sie die Mumie zurückbrächten. Es war das einzige, was ihm einfiel. Sie trugen die Mumie durch die dunklen Gänge und nachdem sie die Grabkammer erreicht hatten, legten sie sie in ihren Sarkophag zurück. Das Flüstern war nun so laut, dass es ihm Schmerzen bereitete, und Travis hätte am liebsten losgeschrien. Zusammen mit Kareem versuchte er die Steinplatte zurück auf den Sarkophag zu heben. Sie hatten größte Mühe, doch mit vereinten Kräften schafften sie es. Sie schoben die Platte auf ihre Position zurück. Nachdem die Platte den Sarkophag abschloss und in ihre alte Position zurückfiel, verstummte das Flüstern schlagartig. Travis war erleichtert. Er und Kareem verließen das Grab und nachdem sie die Grabkammer erneut versiegelt hatten und in den Wüstensand traten, musste Travis aufatmen. Der Fluch war scheinbar doch kein Aberglaube gewesen, auch wenn er es nicht gern zugab. Er wusste nur nicht, wie er seinen Investoren diesen erneuten Fehlschlag erklären sollte, denn schließlich hatte er ja sein Ziel erreicht. Er entschied, dass er sich später darüber Gedanken machen wollte, denn das wichtigste war, dass der Fluch gebrochen war. Er folgte Kareem zu den Kamelen, doch kurz, bevor er sie erreichte, blieb er schlagartig stehen. Sein Herz blieb für eine Sekunde stehen und er bekam Gänsehaut. Es war nur sehr leise, doch er konnte es klar und deutlich hören. Direkt hinter ihm flüsterte jemand.

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