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Diese Kurzgeschichte war für einen Wettbewerb des Baltrum Verlages. Thema des Wettbewerbes war: "Ein Tag am Meer" (aus der Sicht eines Kindes)
Marie entdeckt das Meer
„Wann gehen wir denn endlich an’s Meer?“ Marie war ungeduldig, denn sie war zum ersten Mal im Urlaub. Ihr Vater verstaute ihre Koffer in den Schränken des Hotelzimmers, und ihre Mutter lächelte sie an.
„Gleich Marie. Wir müssen nur noch schnell unsere Sachen verstauen.“ Ihre Mutter nahm eine Tasche, in der sich Zahnbürsten und Zahnpasta befanden, und ging ins Bad. Marie sprang auf das große Bett, auf dem ihre Eltern schlafen sollten und versuchte durch das Fenster zu schauen, um das Meer zu sehen. Leider versperrte ihr ein anderes Hotel die Sicht, und sie sank enttäuscht wieder vom Bett herunter.
„Keine Sorge Marie. Wir beeilen uns schon, damit du ans Meer kannst“ Marie’s Vater hatte inzwischen einige Wertsachen in einen Safe gelegt, der sich im Schrank befand. Marie wollte aber nicht mehr warten. Sie hatte schon so viel über das Meer gehört, und wollte endlich sehen, ob die Geschichten stimmten.
„Papa, stimmt es wirklich, dass das Meer salzig schmeckt?“ Marie konnte sich nicht vorstellen, dass das stimmen sollte. Es war doch nur Wasser. Wieso sollte das Meer also anders schmecken als das Wasser, das zu Hause aus der Leitung kam?
„Ja, das stimmt. Das Meer schmeckt wirklich salzig.“ Ihr Vater war nun dabei, eine Tasche zu packen, in die er einige Handtücher stopfte.
„Aber warum? Hat da jemand Salz reingemacht, so wie beim Nudeln kochen?“ Maries Mutter kam aus dem Badezimmer und hatte eine Plastikflasche dabei.
„Nein mein Schatz.“ Maries Mutter lächelte und begann Marie zu helfen ihre Klamotten auszuziehen. „Das Meer war schon immer salzig, weil da ganz viele Steine am Boden sind, die es halt salzig machen.“
„Hä? Das versteh ich nicht. Wer hat denn die Steine da hingetan?“ Marie war nun komplett ausgezogen und ihre Mutter begann sie mit einer weißen Flüssigkeit einzucremen, die sie aus der Plastikflasche holte. Marie erkannte, dass es Sonnencreme war.
„Niemand. Die waren da schon immer.“ Nachdem Marie’s Mutter fertig war, half sie Marie einen Badeanzug anzuziehen. Marie konnte es kaum noch erwarten. Endlich würde sie das Meer mit eigenen Augen sehen können. Sie lief schon zur Tür, als ihre Mutter nach ihr rief.
„Marie, warte! Wir müssen uns doch auch noch eincremen.“ Marie’s Mutter half ihrem Vater dabei seinen Rücken einzucremen. Nachdem sie fertig war, drehten sie sich um und Marie’s Vater half ihrer Mutter. Marie schaute sich ungeduldig im Hotelzimmer um, und als ihre Eltern endlich fertig waren, und sich angezogen hatten, jubelte sie los.
„Wir gehen an den Strand! Wir gehen an den Strand! Ju-hu!“ Den ganzen Weg entlang freute sich Marie, nun endlich das Meer zu sehen. Sie verließen das Hotel und kamen von der kühlen Hotellobby in die warme Mittagshitze, die draußen herrschte. Marie lief den Parkplatz vor dem Hotel entlang in Richtung Straße, als ihre Mutter nach ihr rief.
„Marie! Nicht so schnell! Warte auf uns!“ Ihre Mutter trug die Tasche mit den Handtüchern, die ihr Vater zuvor gepackt hatte. Ihr Vater hingegen hatte einen Sonnenschirm und ein flaches Ding, das er Strandmuschel nannte. Marie wusste nicht, was eine Strandmuschel war, doch man brauchte sie am Strand. Allein deshalb, fand sie die Strandmuschel toll.
„Bleib bitte bei uns, bis wir den Strand erreicht haben, ja?“ Ihr Vater reichte ihr die Hand und Marie griff zu. Hand in Hand liefen sie die Straße entlang und Marie bewunderte die Palmen, die am Wegesrand standen. Solche Bäume hatte sie noch nie zuvor gesehen. Nach einem kurzen Spaziergang kamen sie schließlich an eine kleine Treppe. Sie stiegen die wenigen Stufen hinab, und Marie stand plötzlich nicht mehr auf Asphalt, sondern auf Sand. Endlich waren sie angekommen. Marie staunte nicht schlecht, als sie so viel Sand sah. Sie kannte Sand aus ihrem Sandkasten, aber das hier war so unglaublich viel Sand, dass sie gar nicht sehen konnte, wo der Strand aufhörte. Doch ihr Blick blieb auf etwas anderem hängen.
„Mama! Papa! Schaut doch! Da ist das Meer!“ Marie zeigte aufgeregt auf die riesige Wassermasse. Opa hatte also die Wahrheit gesagt, als er erzählte, dass das Meer so groß ist, dass es bis zum Horizont reicht. Im Wasser selbst waren bereits viele Kinder und Erwachsene, die schwammen oder miteinander spielten. Der Strand war übersät mit Sonnenschirmen und Handtüchern. Marie konnte gar nicht schnell genug zum Wasser kommen, und zog an der Hand ihres Vaters.
„Langsam Marie! Wir müssen doch erst einmal unsere Handtücher und unseren Sonnenschirm ablegen.“
„Und die Strandmuschel.“, ergänzte Marie.
„Das stimmt.“ Ihr Vater lächelte sie an, und zusammen suchten sie einen Platz aus, der nahe am Wasser lag. Maries Mutter breitete die Handtücher nebeneinander aus, und Marie half ihr dabei, sie gerade zu ziehen. Ihr Vater hatte inzwischen den Sonnenschirm in den Sand gesteckt und versuchte ihn nun so zu drehen, dass der Schatten genau auf die Handtücher fiel.
„Aufgepasst meine Damen, ich öffne jetzt die Strandmuschel!“ Marie’s Vater nahm das flache Ding und öffnete einen Reißverschluss. Marie war aufgeregt, denn er holte ein weiteres flaches Etwas aus dem, was Marie nun als Tasche erkannte. „Aus dem Weg!“ Mit diesen Worten warf Marie’s Vater das flache Ding in die Luft, und es öffnete sich zu einer Art kleinem, auf einer Seite geöffneten Zelt. Marie war sprachlos. Die Strandmuschel war riesig. Sie konnte nicht glauben, dass dieses große Ding noch vor wenigen Sekunden in dieser flachen Tasche war. Ihr Vater hatte mittlerweile damit begonnen, einige Plastikteile, durch Schlaufen an der Strandmuschel, in den Sand zu stecken.
„Was machst du da?“ Marie schaute ihrem Vater interessiert zu.
„Ich befestige die Strandmuschel, damit sie uns nicht davonfliegt.“ Marie nickte zustimmend. Sie bemerkte, dass ihre Mutter sich mittlerweile das Strandkleid ausgezogen hatte, und nun im Bikini neben ihr stand.
„Was meinst du, Marie? Sollen wir zusammen ins Meer gehen?“ Das ließ sich Marie nicht zweimal sagen. Sie sprang auf, nahm ihre Mutter bei der Hand, und lief mit ihr zusammen den Strand entlang, zu der riesigen Wassermasse. Kurz bevor sie das Wasser erreichten, blieb sie jedoch stehen. Sie hatte doch etwas Respekt davor, das Meer zu betreten. „Du brauchst keine Angst haben. Ich bin ja bei dir.“ Marie schaute zu ihrer Mutter, die sie ermutigte. Sie nahm all ihren Mut zusammen und gemeinsam liefen sie ins Wasser. Es war kühl, doch Marie fand es angenehm und so liefen sie weiter hinein. Als Marie bis zur Hälfte im Wasser war, traf sie eine größere Welle und Marie schluckte etwas Meerwasser.
„Bääh! Das ist ja wirklich salzig!“ Marie schüttelte es. Das Meerwasser schmeckte eklig. Aber Marie war froh, dass sie jetzt wusste, dass das Meer wirklich anders schmeckte, als das Wasser bei ihr zu Hause. Sie schaute auf ihre Füße, die im Sand versanken, und sah etwas neben ihrem Fuß. „Mama, was ist das?“ Ihre Mutter schaute, worauf Marie zeigte.
„Das ist eine Muschel. Davon hat es ganz viele im Meer.“ Marie’s Mutter hob die Muschel aus dem Wasser und zeigte sie Marie. „Davon gibt es auch ganz viele am Strand. Wir können nachher welche mitnehmen, wenn du möchtest.“ Marie fand die Muschel schön. Sie wollte auf jeden Fall welche mitnehmen, um sie ihren Freunden zu zeigen, wenn sie wieder nach Hause kam. Hinter ihr begann es plötzlich laut zu platschen. Marie drehte sich um und sah ihren Vater, der auf die beiden zugerannt kam. Marie musste lachen, als er an ihnen vorbei rannte, und sich mit einem lauten Platschen ins Wasser warf. Marie begann mit ihren Eltern im Meer zu schwimmen und zu spielen, und bemerkte gar nicht, wie schnell die Zeit verging. Sie gingen zurück zu ihren Handtüchern und trockneten sich erst einmal ab.
„Schaut mal! Da ist ein Eisverkäufer!“ Marie’s Vater hatte Recht. Während sie zu ihrem Platz zurück gegangen waren, kam ein Mann mit einem Eiswagen den Strand entlang. „Wer hat Lust auf ein Eis?“ Marie meldete sich als erste, und ihre Eltern lachten gleichzeitig los. Zufrieden saß Marie da und lutschte an ihrem Eis. Ihr Vater hatte sich mittlerweile eines der Handtücher geschnappt und es ein Stück zur Seite gezogen. Er hatte sich darauf gelegt, und ließ sich von der Sonne bräunen. Nachdem Marie ihr Eis aufgegessen hatte, nahm sie ihren Eimer und die Schaufel und begann mit ihrer Mutter im Sand zu spielen.
Sie hatte so viel Spaß, dass sie erneut die Zeit vergaß. Als es Zeit wurde, wieder ins Hotel zurückzugehen, half sie ihren Eltern alles einzupacken. Die meiste Mühe machte die Strandmuschel, die sich dagegen wehrte, wieder in die Tasche gepackt zu werden.
Am Abend brachte ihre Mutter sie ins Bett.
„War es heute schön am Strand?“ Marie’s Mutter deckte sie zu.
„Ja! Das will ich jeden Tag machen!“ Marie war müde, doch sie konnte die ganze Zeit nur an den tollen Tag denken.
„Das können wir gerne machen.“ Ihre Mutter küsste sie sanft auf die Stirn und Marie schloss die Augen. Bevor sie einschlief, dachte sie an all die Dinge, die sie am Meer noch machen wollte. Urlaub am Meer war einfach das Beste.
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